Erfahrungsbericht: Praktische Umsetzung des Scheinfastens – Kompletter Ablauf und Rezepte
Willkommen zurück! In meinem ersten Artikel habe ich dir die wissenschaftlichen Hintergründe und Vorteile des Scheinfastens vorgestellt. Heute möchte ich dich auf eine Reise durch meine persönliche Scheinfastenwoche mitnehmen, die ich gemeinsam mit meiner Frau durchgeführt habe. Erfahre, wie ich diese Woche erlebt habe, welchen Herausforderungen ich begegnet bin und welche positiven Effekte ich spüren konnte. In diesem Erfahrungsbericht werde ich dir sämtliche Mahlzeiten mit genauen Mengenangaben und Rezepten vorstellen, sodass du die Scheinfastenwoche selbst ausprobieren kannst. Da es im Internet nur wenige und oft unzureichende Anleitungen gibt, zeige ich dir hier meine praktische Umsetzung, die ich mit viel Mühe auf Basis des Buches "Iss dich jung" erarbeitet habe. Außerdem sind viele der Rezepte, die man findet, für mich nicht passend und falls es dir auch so geht, kannst du dich an meinen orientieren :-)
Vorbereitung
Denke daran, die Vorbereitungswoche einzuplanen und alle notwendigen Lebensmittel im Voraus zu besorgen, damit du nicht während des Fastens einkaufen musst.
Da ich das Fasten spontan um eine Woche verschoben habe, bestand meine Vorbereitungszeit diesmal aus zwei veganen Wochen. Während dieser Zeit hatte ich bereits ein Kaloriendefizit und habe 1,5 kg abgenommen. Ich war überrascht, so viel Gewicht verloren zu haben, obwohl ich mich immer sattgegessen habe. Ein Beispiel für diese Ernährungsform findest du am Tag 6, dem Tag des Fastenbrechens. Ich plane auch, noch einen Artikel zur Longevita bzw. optimalen Ernährung zu schreiben, also bleib dran!
Allgemeine Hinweise
Beim Scheinfasten isst man zu 50% kohlenhydratreiches Gemüse und zu 50% Saaten, Nüsse sowie Öle. An den Fastentagen (Tag 2-5) bedeutet das, dass du etwa 800 g Gemüse und ca. 50 g Saaten, Nüsse und Öle zu dir nimmst. Ergänzend gibt es täglich eine Algenölkapsel sowie ein Vitamin-/Mineralpräparat und Tee nach Belieben. Mein Sportprogramm habe ich durch 1 Stunde tägliches Spazierengehen ersetzt.
Zum Frühstück esse ich gerne Müsli, sodass ich in der Fastenwoche 100 g Obst und Beeren sowie Kokosjoghurt nutze. Mit den Mengen bin ich eine Woche mit einem 400 g Kokosjoghurt hingekommen. Im Verlauf der Tage reduziere ich die Fette im Müsli, um mehr Fette/Nüsse für die anderen Mahlzeiten zur Verfügung zu haben. Pro Tag sind die Mengen an Fetten und Kohlenhydraten genau abgestimmt (so genau, wie es mit den Nährwerttabellen auf den Packungen und im Internet eben geht). Das heißt, du kannst dich, wenn du etwas abwandeln möchtest, jeweils an den Tagesmengen orientieren.
Ein Hinweis zu Kokosfett: Darüber gibt es kontroverse Meinungsbeiträge in den sozialen Medien. Fakt ist, es sind gesättigte Fettsäuren, die per se nicht empfohlen werden. Allerdings ist das Besondere an Kokosöl, dass es kurzkettige Fettsäuren enthält. Diese werden in einigen Studien mit positiven Eigenschaften in Verbindung gebracht (z. B. Vorbeugung von Demenzerkrankungen). Ich habe daher für mich beschlossen, dass sich der Kokosjoghurt gut für das Frühstück in der Fastenwoche eignet. Darüber hinaus esse ich gelegentlich Gerichte mit Kokosmilch-Sauce (wenn ich nicht faste, nehme ich ca. 200 ml pro Portion, am Tag 5 findest du ein thailändisch inspiriertes Rezept, bei dem ich mit 50 ml auskomme).
Am sechsten Tag darf man wieder "normal" essen, allerdings gibt es hier auch eine klare Aussage von Valter Longo: vegan und kohlenhydratbetont. So dass es für viele doch einem Fastentag nahekommt :-)
Tag 1: Der Anfang
Ziel sind 1100-1200 Kcal aus je 500 Kcal komplexen Kohlenhydraten aus Gemüse und wertvollen Fetten aus Nüssen, Saaten sowie Oliven- und Leinöl und zusätzlich 25 g Eiweiß aus Hülsenfrüchten.
Der erste Tag des Scheinfastens begann mit einer Mischung aus Vorfreude und Unsicherheit. Meine Mahlzeiten bestanden aus Kokosjoghurt mit Obst zum Frühstück, einer Gemüsesuppe zum Mittagessen und einem Salat zum Abendessen. Insgesamt nahm ich etwa 1150 Kalorien zu mir.
Frühstück (460 Kcal):
Mittagessen - Gemüsesuppe (330 Kcal):
Da ich meinen Einkauf noch nicht gemacht hatte, kam hier Tiefkühlgemüse zum Einsatz. Um so mehr lohnen sich die Gewürze :-)
Abendessen - Salat (350 Kcal):
Für die Säure und Süße sorgen hier die Orange und das Sauerkraut, letzteres liefert auch gleich ein paar Milchsäurekulturen. Ich nehme für den Salat beim Fasten gerne etwas (für mich) ungewöhnliche Zutaten, das macht es interessant und z.B. der fein geschnittene Fenchel sorgt auch dafür, dass man was zum Kauen hat. In meiner Sommer-Scheinfastenwoche gab es bei mir jeden Tag Salat, jetzt im Herbst bin ich allerdings für die Folgetage auf Suppe umgestiegen, da ich gerne etwas Warmes zu essen haben wollte.
Tagessumme:
Der Zuckeranteil ist somit für heute eigentlich zu hoch ausgefallen, laut WHO sollten es ja grundsätzlich unter 25 g sein. Außerdem sind die Kalorien nicht wie von Longo vorgeschlagen zu 50% aus Kohlenhydraten und Fetten zusammengesetzt. Da auch Gemüse und Nüsse Eiweiße enthalten, kann man die Regel von Longo nur einhalten, wenn man die 50% Kalorien direkt auf Gemüse bzw. Nüsse und Öle bezieht.
Tag 2: Anpassung
Ziel sind ab jetzt 800 Kcal, aufgeteilt in komplexe Kohlenhydrate aus Gemüse und wertvolle Fette aus Nüssen, Saaten sowie Oliven- und Leinöl.
Das Frühstück blieb ähnlich, aber ich begann, die Fette im Müsli zu reduzieren, um mehr Nüsse und Öle für die anderen Mahlzeiten zur Verfügung zu haben. Ich fühlte mich ziemlich schlapp und bemerkte, dass ich kälteempfindlicher war. Die kalte Dusche am Morgen fiel mir schwerer als sonst, und ich musste mich wärmer anziehen.
Frühstück (365 Kcal):
Mittagessen - Salat (255 Kcal):
Snack - Gemüsesuppe (185 Kcal):
Tagessumme:
Tag 3: Durchhaltevermögen
Ich entschied mich für ein indisches Gericht zum Mittagessen, welches ich an die Fastenvorgaben anpasste. Trotz der geringen Kalorienzufuhr fühlte ich mich geistig klar. Im Vergleich zu meinem ersten Fasten war ich nicht so "schwummerig", allerdings war ich schon etwas unkonzentriert und müde und wollte mich oft ablenken. Ich tauschte die Salate gegen warme Suppen aus, da ich das Bedürfnis nach etwas Warmem verspürte.
Frühstück (325 Kcal):
Mittagessen - Indisch (300 Kcal):
Um eine dicke und substanzhaltige indische Sauce (Gravy) zu machen, püriere ich eine Zwiebel und die Cashewkerne mit den Tomaten. Für eine Nicht-Fasten-Mahlzeit würde ich mehr Cashewkerne verwenden und natürlich einige Zutaten (auch die Gewürze) in Öl braten, was aber mit nur 6 g Olivenöl beim besten Willen nicht funktioniert.
Snack - Gemüsesuppe (185 Kcal):
Tagessumme:
Tag 4: Veränderungen
Der vierte Tag brachte erste positive Veränderungen. Mein Energielevel stabilisierte sich und ich fühlte mich weniger hungrig.
Frühstück (325 Kcal):
Mittagessen - 'Goulasch' (300 Kcal):
Snack - Gemüsesuppe (185 Kcal):
Tagessumme:
Tag 5: Der Endspurt
Der fünfte Tag war der letzte Fastentag, und ich bemerkte, dass mein Körper sich gut an die Fastenroutine gewöhnt hatte. Das thailändisch inspirierte Gericht zum Mittagessen war ein kulinarisches Highlight. Die Suppe zum Abend war dann doch nur eine Möglichkeit, den Bauch etwas zu füllen, und ich freute mich auf den nächsten Tag, an dem ich wieder "normal" essen durfte.
Frühstück (325 Kcal):
Mittagessen - Thailändisch (310 Kcal):
Snack - Gemüsesuppe (170 Kcal):
Tagessumme:
Tag 6: Fastenbrechen
Am sechsten Tag beendete ich das Fasten mit einem reichhaltigen Frühstück und freute mich darauf, wieder eine größere Vielfalt an Lebensmitteln zu genießen. Die Mahlzeiten waren kohlenhydratbetont und vegan, was eine sanfte Rückkehr zu einer normalen Ernährung ermöglichte.
Frühstück (900 Kcal):
Ich koche ein Porridge aus Haferflocken, Sojamilch, Wasser und Zimt. Die übrigen Zutaten werden untergerührt oder draufgestreut.
Mittagessen (ca. 870 Kcal):
Abendessen - Vollkornbaguette mit Guacamole und gebratenen Peperoni (660 Kcal):
Tagessumme:
Fazit auf die Nährwerte bezogen:
Der Tag war etwas zu fett- statt kohlenhydratlastig und enthielt tendenziell zu viel Zucker. Die Eiweiße lagen mit 0,7-0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht optimal laut Valter Longo, auch die Ballaststoffe waren reichlich und optimal im Verhältnis zu den Kohlenhydraten.
Fazit
Das Scheinfasten war für mich eine bereichernde Erfahrung, die mir geholfen hat, meine Gesundheit zu verbessern und mich vitaler zu fühlen. Trotz einiger Herausforderungen wie Kälteempfindlichkeit und gelegentlicher Müdigkeit konnte ich positive Veränderungen wie eine gesteigerte geistige Klarheit und ein stabileres Energielevel feststellen. Im Vergleich zu meinem ersten Scheinfasten, bei dem ich mich fast die ganze Woche sehr schlapp und schwummerig gefühlt habe, war dies ein deutlicher Fortschritt. Der Gewichtsverlust war vergleichbar mit meiner ersten Fastenwoche, in der ich knapp 5 kg abgenommen habe. Der Gewichtsverlust wird zum Teil durch den Wasserhaushalt hervorgerufen und ist somit eher kurzfristig. In den Wochen nach dem Fasten habe ich etwa 1 kg wieder zugenommen.
Mein Sportprogramm konnte ich nach knapp zwei Wochen Pause ohne Leistungsverlust fortsetzen, was zeigt, dass das Scheinfasten meinen körperlichen Fähigkeiten nicht geschadet hat.
Ein weiterer positiver Effekt des Fastens war, dass es mir geholfen hat, auf Süßigkeiten leichter zu verzichten und ein gesünderes Verhältnis zum Essen aufzubauen. Nach der Fastenwoche fiel es mir leichter, bewusstere und gesündere Entscheidungen bei meiner Ernährung zu treffen.
Das Fasten lässt sich gut in dem Arbeits- und Familienalltag unterbringen. Allerdings gilt mein großer Dank meiner Frau, die während des Fastens so tapfer war, das Frühstück und Abendessen für die Kinder zuzubereiten.
Die Mahlzeiten, die ich während der Fastenwoche zubereitet habe, waren lecker und boten genügend Abwechslung. Ich hoffe, dass meine Rezepte und Erfahrungen dich inspirieren, das Scheinfasten selbst auszuprobieren. Es ist eine großartige Methode, um die gesundheitlichen Vorteile des Fastens zu nutzen, ohne vollständig auf Nahrung verzichten zu müssen. Mit den praktischen Anleitungen und Hinweisen in diesem Artikel bist du bestens gerüstet, um das Scheinfasten selbst auszuprobieren und von den zahlreichen Vorteilen zu profitieren.
Falls du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, stehe ich dir gerne zur Verfügung. Viel Erfolg auf deinem Weg zu einer gesünderen und vitaleren Lebensweise!
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